"Für die Behandlung von Depressionen stehen uns wirksame Therapien zur Verfügung."
Dr. Patrick Debbelt, ärztlicher Direktor in der LWL-Klinik Hemer
Depression
Dr. Patrick Debbelt, ärztlicher Direktor in der LWL-Klinik Hemer, behandelt seit vielen Jahren Menschen mit Depressionen. Er weiß: Eine Depression kann jeden treffen. Sie ist die häufigste psychiatrische Erkrankung in Deutschland.
Mehr als zehn Prozent aller Menschen machen mindestens einmal im Leben eine behandlungsbedürftige depressive Phase durch. Rechtzeitig erkannt, ist eine Depression häufig gut behandelbar. Dafür stehen effektive nicht-medikamentöse und medikamentöse Therapien zur Verfügung.
Depression
Anzeichen und Beschwerden
Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinweg depressiv verstimmt sind. Zudem verlieren Erkrankte häufig das Interesse an Aktivitäten und Dingen, die zuvor Freude bereitet haben, ziehen sich zurück und bevorzugen es immer öfter, alleine zu sein.
Weitere Anzeichen einer Depression sind fehlende Energie, innere Unruhe, Verlangsamung sowie Konzentrations- und Entscheidungsprobleme. Häufig spiegelt sich die Depression auch im Ess- und Schlafverhalten wider. Der Appetit kann sich unbeabsichtigt verringern und der Schlaf kann unregelmäßig oder durch ständiges Erwachen unterbrochen werden, sodass man sich oft nicht ausgeruht fühlt. Durch eine Depression können sich sogar körperliche Vorgänge verändern, sodass es zum Beispiel zu Schmerzen wie Kopf- oder Rückenschmerzen kommen kann.
Manchmal können die Probleme so schwerwiegend sein, dass Betroffene nicht fähig sind, tägliche Pflichten – wie z.B. morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen oder andere vergleichbare Aufgaben – zu erfüllen. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, haben oft das Gefühl, nichts mehr wert zu sein, haben Selbstzweifel und geben sich die Schuld an vielem, was in ihrem Umfeld oder ihrem Leben ungünstig läuft. Manche Betroffene bekommen das Gefühl, diese Situation nicht länger ertragen zu können, sodass es zu Selbstmordgedanken und sogar Selbsttötungsversuchen kommen kann.
Ohne professionelle Hilfe können Betroffene nicht mehr gesundwerden.
Welche Beschwerden habe ich?
Ich bin häufig:
- traurig oder deprimiert / unglücklich.
- müde oder kraftlos und habe keine Energie mehr.
- lustlos und habe mein Interesse und meine Freude an Dingen verloren, die mir sonst Freude bereitet haben.
- unausgeschlafen und bemerke, dass ich Schlafprobleme habe.
- appetitlos und habe daher schon viel Gewicht abgenommen.
- mit Gedanken über meinen Tod beschäftigt.
- überzeugt davon, an allem schuld und nichts wert zu sein.
Es fällt mir schwer:
- positiv und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.
- mich für lange Zeit zu konzentrieren.
- mich um den Haushalt oder andere einfache Dinge zu kümmern.
- meine sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten.
- meinen beruflichen Aufgaben nachzugehen.
Ich habe versucht, etwas dagegen zu unternehmen und habe:
- mir gezielt etwas Gutes getan, um mich wieder glücklich zu machen.
- gegen meine Müdigkeit ein Vitaminpräparat genommen.
- Sport getrieben und mich verausgabt, um Energie aufzufüllen.
- meinen Koffeinkonsum eingeschränkt oder andere Dinge getan, um nachts besser schlafen zu können.
- Versucht, mehr zu essen, um mein verlorenes Gewicht wieder zuzunehmen
- leider ohne Erfolg.
Was ist der Unterschied zwischen einer depressiven Verstimmung und einer Depression?
Die Anzeichen für eine depressive Verstimmung und die Symptome, die auf eine psychische Erkrankung hinweisen – also auf eine Depression – sind sich im Grunde sehr ähnlich. Der wichtigste Unterschied zwischen diesen beiden Diagnosen: Eine depressive Verstimmung dauert normalerweise nur vergleichsweise kurz an. Es ist dennoch sehr wichtig, solche Phasen ernst zu nehmen, aufmerksam zu beobachten und sich behandeln zu lassen. Denn: Eine depressive Verstimmung kann schnell zum Startpunkt einer echten Depression werden. Und diese ist bei weitem keine „schlechte Phase“ mehr, die einfach so wieder vorbeigeht, sondern eine ernste psychische Erkrankung.
Wie erkennt eine Ärztin oder ein Arzt, ob ich an einer Depression erkrankt bin?
Am wichtigsten ist für die Diagnose, dass die Fachärztin oder der Facharzt oder die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut ausführlich mit Ihnen sprechen kann. Dieses Erstgespräch gibt Ihnen den Raum, über Ihre Probleme zu reden und zu erklären, was Sie an Ihrer Situation besonders belastend und wichtig finden. Die Therapeutin oder der Therapeut stellt Ihnen anschließend weitere Fragen. Diese können sich beispielsweise auf Ihre Lebensgeschichte beziehen, um die aktuellen Schwierigkeiten besser einordnen zu können, oder auf Ihre eventuellen gesundheitlichen Beschwerden. Darüber hinaus werden oft auch erste psychologische Tests durchgeführt. Meist bekommen Sie dazu einen oder mehrere Fragebögen mit nach Hause und werden gebeten, diese in Ruhe auszufüllen.
Um körperliche Ursachen ausschließen zu können, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie körperlich untersuchen. Hierfür wird häufig zusätzliche Diagnostik genutzt. So können zum Beispiel Bluttests oder ein Drogenscreening durchgeführt werden oder die Gehirnfunktionen mittels spezieller Verfahren (zum Beispiel EEG, MRT) genauer untersucht werden.
Wichtig ist, dass Sie offen, ehrlich und genau im Gespräch sind und die Fragen beantworten. So kann besser festgestellt werden, was Ihnen fehlt. Die Behandlung kann dann optimal auf Sie zugeschnitten werden. Zudem ist nur durch das gegenseitige Vertrauen eine gute Behandlung möglich.
Wie kann eine Depression behandelt werden?
Ein erster, wichtiger Schritt ist getan. Sie haben sich fachliche Hilfe gesucht. Bitte stellen Sie sich darauf ein, dass eine Behandlung Zeit braucht. Bei vielen Menschen kommt es schon nach einigen Wochen zu einer spürbaren Besserung. Bis Ihre depressive Phase vollständig abgeklungen ist, kann es aber durchaus auch länger dauern.
In den meisten Fällen kann eine Depression gut mit Psychotherapie und – je nach Art und Schwere der Erkrankung – mit Medikamenten behandelt werden. Antidepressiva sind Stimmungsaufheller, die ein chemisches Ungleichgewicht im Körper korrigieren. Sie können helfen, Ihre Grundstimmung zu heben und unterstützen Sie dabei, wieder aktiver zu sein: Sie verspüren durch diese Medikamente rasch viel mehr Energie und Lust als vorher, etwas zu unternehmen, zur Arbeit oder unter Menschen zu gehen. Nach einiger Zeit verbessert sich durch diese aktive Teilnahme am Leben auch wieder Ihre Stimmung.
In der Psychotherapie wird zu Beginn der Behandlung umfassend über das Krankheitsbild in einer für Betroffene verständlichen Form informiert. Ärztin bzw. Arzt oder Therapeutin bzw. Therapeut klären im Einzel- oder im Gruppengespräch auf. In der Psychoedukationsgruppe gibt es Gelegenheit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. In Selbsthilfegruppen erfahren erkrankte Personen zusätzliche Unterstützung und Hilfe.
In der Therapie wird darüber hinaus daran gearbeitet, ein gutes Gleichgewicht zwischen Ihren Pflichten und Belastungen im Alltag und bewussten positiven Aktivitäten herzustellen. Letztere sind Unternehmungen, die Spaß machen und Kraft geben. Wenn sich diese beiden Seiten die Waage halten, kann auch ein seelisches Gleichgewicht (wieder-)gefunden werden.
Aber auch der Austausch automatischer Gedanken gegen Alternativgedanken ist sehr wichtig. Unter automatischen Gedanken versteht man sehr negative, oft den Selbstwert herabsenkende Gedanken, die unwillkürlich und unbewusst in gewissen Situationen auftreten. Alternativgedanken hingegen sind positiv und realitätsnäher. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken wird versucht, solch einen Austausch der Gedanken zu schaffen.
Worauf in Ihrer Behandlung ein größerer Fokus gelegt wird, hängt neben Ihrer Krankengeschichte auch von Ihren persönlichen Wünschen und Vorstellungen ab.
Genaue Informationen über die einzelnen Behandlungsmöglichkeiten finden Sie beispielsweise in der Patientenleitlinie (http://www.patienten-information.de/). Auch finden Sie mehr Informationen zur Behandlung von Depressionen unter:
- https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/depression/therapie-und-behandlung/
- http://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/therapiekonzept-behandlungsphasen/
- https://www.gesundheitsinformation.de/behandlungsmoglichkeiten-bei-einer-depression.2125.de.html?part=behandlung-f4
- http://www.deutsche-depressionshilfe.de/stiftung/depression-behandeln.php
- https://www.bgv-depression.de/therapie.html
Wie kann ich die Behandlung unterstützen?
Sie selbst können die Behandlung unterstützen. Sport und Bewegung sind dabei sehr wichtig und hilfreich, wobei Sie weder Hochleistungen vollbringen, noch sich unnötig anstrengen müssen. Versuchen Sie sich kleine erreichbare Ziele zu setzen: ein Spaziergang an der frischen Luft, eine kleine Tour mit dem Fahrrad. Wählen Sie das, was Sie gerne tun.
Auch andere kleine Aktivitäten können helfen: Ein Anruf bei einem Freund oder einer Freundin, eine Verabredung, ein Haarschnitt in einem Friseurgeschäft oder ein selbstgekochtes Essen können kleine Erfolge sein. Mit Unterstützung lassen sich Krisen leichter überwinden. Nehmen Sie die Gesprächs- und Unterstützungsangebote von Partnerinnen und Partnern, Freundinnen und Freunden oder Angehörigen an.
Vielleicht hilft es Ihnen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Andere haben eventuell ähnliche Erfahrungen gemacht und verstehen sehr gut, wie Sie sich gerade fühlen. Sie könnten sich beispielsweise an eine Selbsthilfegruppe wenden. Dort sind Sie jederzeit willkommen. Man tauscht sich aus, macht sich Mut und gibt sich konkrete Tipps. Reden hilft!
Informationen zu Selbsthilfegruppen bundesweit finden Sie unter
Welche Tipps gibt es für Angehörige?
Am wichtigsten ist: Akzeptieren Sie, dass eine Depression eine echte Erkrankung ist und keine „Schlechte-Laune-Phase“. Die Depression erfordert fachkundige Hilfe. Bringen Sie Geduld mit. Dies gilt sowohl für Angehörige als auch für Betroffene.
Angehörige haben oft gut gemeinte Ratschläge. Diese führen aber häufig zu erhöhtem Druck bei Betroffenen oder zu einem Gefühl, nicht verstanden oder ernst genommen zu werden. Auch Forderungen sind nicht sinnvoll. Betroffene schaffen es oft aufgrund der Erkrankung nicht, diese zu erfüllen. Für Angehörige ist hierbei sehr wichtig, nicht alles persönlich zu nehmen, sondern im Hinterkopf zu behalten, dass vieles der Depression geschuldet ist.
Besonders hilfreich für Betroffene ist ein offenes Ohr und Angehörige, mit denen Sie Gespräche führen können. Auch Hilfestellungen bei der täglichen Routine sind für Betroffene sehr entlastend.
Sehr wichtig: Falls Betroffene in einem Gespräch den Gedanken äußern, sich das Leben zu nehmen, sollten Sie das immer sehr ernst nehmen. Wenden Sie sich in solchen Fällen sofort an einen Arzt!
Bitte achten Sie immer auch auf Ihre eigenen Belastungsgrenzen, bürden Sie sich nicht zu viel auf.
Auch Angehörige von psychisch Erkrankten sind nicht allein. Es gibt ein breites Spektrum an Hilfsangeboten und Angehörigengruppen, die durch Austausch von Erfahrungen oder Beratung bei Problemen im Alltag und bei offenen Fragen helfen können. Genauere Informationen hierzu finden Sie unter den folgenden Links:
Links
Weitere Informationen zum Thema Depression und zu bundesweiten Therapie- und Hilfsangeboten finden Sie unter den folgenden Links:
- http://www.netdoktor.de/krankheiten/depression
- http://www.deutsche-depressionshilfe.de/stiftung/depression-erkennen.php
- http://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/erkrankungen/depressionen/was-ist-eine-depression
- http://www.euro.who.int/de/health-topics/noncommunicable-diseases/pages/news/news/2012/10/depression-in-europe/depression-definition
- http://www.onmeda.de/krankheiten/depression.html
- http://www.depressionen-verstehen.de
- http://www.bptk.de/patienten/psychische-krankheiten/depression.html
- http://www.therapie.de/psychotherapie
- http://www.lwl-psychiatrieverbund.de